- Katzen extra / Ausgabe April 1999 -

Dies ist eine sehr passende Bezeichnung aus dem Amerikanischen für eine Tätigkeit im Arbeitsleben, wenn zwei Frauen (und meist ist es auf Frauen begrenzt) sich einen Job „teilen" - d. h. eine Ganztagsstelle mit zwei Frauen, die jeweils halbtags arbeiten, besetzt wird. In vielen Arbeitsbereichen profitieren davon vor allem die Firmen, denn meist wird bei einem Halbtagsjob mehr geleistet, als in vier Stunden eines Ganztagsjobs. Was das mit Katzen zu tun hat, werden Sie nach dem Lesen dieser Einleitung fragen. Nach meinen Erfahrungen und Erlebnissen im vergangenen Sommer, als zwei meiner Kätzinnen einen Wurf im Abstand von ein paar Tagen erwarteten, weiss ich die Antwort darauf.

Es war das erste Mal, seit ich Katzen züchte, dass zwei Kätzinnen im Abstand von ein paar Tagen Kitten bekommen sollten. Ich bin der Meinung, dass jeder Wurf auch die beste menschliche Betreuung und zusätzliche Erziehung braucht, um das weitere Katzenleben ausserhalb des „Geburtsortes" optimal meistern zu können. Meine weisse Britin „Kasha" hatte bei ihrem ersten Wurf fünf Kitten, die mit Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren. Ich hatte aus diesem Wurf eine blaucreme Kätzin behalten, eine weitere blaucreme Kätzin aus diesem Wurf ging ebenfalls in die Zucht. Von den Besitzern letzterer Katze bekam ich ein Jahr später die glückliche Geburtsanzeige von fünf Kitten. Ein bisschen bange war ich doch gewesen, denn man sagt, dass die Mütter, die mit Kaiserschnitt entbinden, diese Geburtsschwäche oftmals vererben. Meine blaucreme „Bonnie" liess ich vom eigenen Deckkater hier im Hause decken, eine Woche später, als ihre Mutter „Kasha" ausser Haus zum zweiten Mal beim Deckkater war. Im „Hinterstübchen" hatte ich so den Gedanken, dass, falls bei „Bonnie" bei der Kittengeburt etwas schiefgehen sollte, ja dann ihre Mutter „Kasha" einspringen könnte. „Bonnie" wurde rund und dicker und hatte einen richtigen Kugelbauch, aber ihre Mutter „Kasha" zeigte keinerlei Anzeichen einer Trächtigkeit - bis zur siebten Woche - da konnte ich einen „Knubbel" fühlen.

Und der Knubbel war ein Kitten, das pünktlich am 63. Tag auf die Welt kommen wollte, aber nicht konnte - der Ultraschall beim Tierarzt zeigte eine Querlage an, das Kitten lag über den beiden Gebärmutter-Hörnern und es ging weder vor noch zurück. Also - Kaiserschnitt, der zweite dann bei „Kasha". Es war ein richtig dicker, grosser weisser Kater, den ich nach dem Kaiserschnitt in der Praxis abnibbeln durfte, aber wie üblich nach einem Kaiserschnitt, war das Kitten durch die Betäubung, die das Muttertier aufgrund der Operation bekommen muss sehr mitgenommen. Für mich war

klar, dass ich mit „Kasha" keine weiteren Würfe machen würde (zwei Kaiserschnitte sind genug!), und dass ihr kleiner weißer Kater der letzte aus der Linie und aus dieser Verpaarung sein würde. Voller Bangen und Angst um das Leben des kleinen Kerls fuhr ich mit Katzenmutter und Kind nach Hause. Beim ersten Kaiserschnitt, den „Kasha" hatte, war sie mit ihren Kitten, als ich sie bei ihr zum Saufen anlegen wollte, nicht gerade wie eine gute Mutter mit ihnen umgegangen. Es fehlte das ganze Geburtserlebnis und sie wusste nichts mit den Kitten anzufangen. Damals hatte ich von einer erfahrenen Züchterfreundin den Rat bekommen, die Kätzin selbst etwas Butter vom Finger schlecken zu lassen und ihr dann ein Kitten nach dem anderen, ebenfalls mit Butter bestrichen, hinzulegen. Das hatte sofort funktioniert - die Kitten wurden abgeschleckt und angenommen. Und nun - mit dem Einzelkind machte ich dasselbe, und es klappte, wie damals -„Kasha" schleckte den leicht gebutterten kleinen Kater ab, schnurrte, gurrte und der kleine Kerl suchte und fand die milchgefüllte Zitze. Fünf Tage später warf „Bonnie", „Kasha's" Tochter, und zu meiner grössten Freude lief die ganze Geburt schnell und ohne Komplikationen ab - ein ganzes Nest voller Kitten. Ich hatte die Wurfkiste für „Bonnie" ebenfalls bei mir im Schlafzimmer bereitet, wo schon „Kasha" mit ihrem Kitten in einem grossen Korb lag.

Der weisse Kater von „Kasha" hatte inzwischen einen Namen bekommen - er wurde, sehr passend, auf „Picobello" getauft. Er hatte eine grosse Auswahl, was das Angebot von gut gefüllten Milchzitzen betraf. Und die Meute von „Bonnie" stritt sich jedesmal, wenn es an der „Milchbar" um den besten Platz ging. Also überlegte ich folgendes: „Kasha" hat nur ein „Einzelkind" - das ist nie gut, und noch dazu hat sie mehr Milch, als ihr kleiner Kater braucht, und „Bonnie" ist genervt, weil ihre Rasselbande ihr so richtig zusetzt. Ausserdem kam ich nicht mehr so richtig zum Schlafen, weil das

„Fiepen" der Kitten eine recht hohe Frequenz hat. Also, dachte ich mir, versuch doch mal, „Kasha" ein Kitten von „Bonnie" unterzuschieben. Natürlich wollte ich kein Risiko eingehen - keine Gefahr heraufbeschwören, dass „Kasha" eventuell das fremde Kitten beissen könnte. Und genau, wie ich es bei ihr gemacht hatte, dass sie schnell die eigenen Kitten nach der „Kaiserschnitt-Operation" akzeptiert, bestrich ich das kleine blaue Kitten von „Bonnie" mit Butter. Und es klappte! „Kasha" leckte die Kleine ab, schnurrte, streckte sich aus - und die Kleine fand sofort eine freie, dicke Zitze. „Bonnie" vermisste kein Kitten, es war immer noch wuselig genug und beide Mütter lagen zufrieden in ihren „Nestern" und schnurrten. Hurra - Versuch geglückt!

Die Wurflager der beiden Kätzinnen waren im grossen Zimmer etwa fünf Meter voneinander entfernt, für beide hatte ich kuschelige Ecken bereitet und keine konnte die andere sehen, ohne im Raum herumzugehen. Können Sie sich mein ungläubiges Gesicht vorstellen, das ich zwei Tage nach der von mir provozierten „Adoption" des kleinen blauen Kittens durch „Kasha" machte, als ich „Kasha" im Lager von „Bonnie" fand, zusammen mit ihrem eigenen dicken weissen Katerchen und der kleinen blauen Pflegekätzin. Ihr war es wohl zu langweilig geworden, oder ihr Katzenmutterin-

stinkt hatte ihr gesagt, dass da noch eine grössere Familie sei, die es zu versorgen gab, und so war sie mit beiden Kitten umgezogen. Seit diesem Tag versorgten beide Mütter die Kitten gemeinsam. Es gab immer genug Milch - es waren ja zwei Mütter da - keinen Stress beim Putzen der Babys, beim Spielen und Erziehen der Rasselbande. Hatte eine der Mütter mal keine Lust und wollte sozusagen eine „Babypause" einlegen war das ok, also kümmerte sich die andere um die Meute. Dein und Mein gab es nicht - es war eine tolle Arbeitsgemeinschaft und Arbeitsteilung. Der Unterschied zum Job-Sharing in der menschlichen Arbeitswelt war ein riesengrosser - denn hier profitierten alle Beteiligten davon - die Katzenmütter, die Kitten und ich. Und da „Picobello" - der weisse Kater, hier im Hause bleiben durfte (musste!), hatten beide Mütter noch eine Zeitlang wenigstens einen von der gemeinsamen Rasselbande, dem sie noch viel mehr davon beibringen konnten, was eine Katze so alles können und wissen muss. Meiner Meinung nach ist er viel zu schlau geworden und wirklich „Picobello"!